Kaiserjäger oder Kaiserschützen ?

Eine Frage, die mit fortschreitender Zeit immer häufiger gestellt wird.

Da vielfach auch für Interessierte die Unterscheidung nicht immer einfach ist, werden hier in einer Kurzübersicht die wesentlichen Unterschiede der beiden Truppenkörper dargestellt. Für eingehende Information darf auf entsprechende Literatur über die Kaiserschützenregimenter verwiesen werden.

Die Kaiserschützen, bis Jänner 1917 führten sie die Bezeichnung Landesschützen, hatten ihren Ursprung in der mit dem Landlibell von 1511 begründeten Form der Landesverteidigung: Darin war bestimmt, dass das Land Tirol im Kriegs- bzw. Bedrohungsfall zu seiner Verteidigung je nach Bedarf bis zu 20.000 freiwillige Schützen aufzubieten hatte (Zuzugsordnung). In allen Kriegsfällen hat sich diese Verteidigungsform bewährt und haben sich die Schützenkompanien Tirols einen hervorragenden Ruf erworben, bis hin zu ihrem letzten Einsatz als Standschützen im Ersten Weltkrieg.

 

Adjustierungsbild der k. k. Landwehrgebirgstruppen und Landesschützen (ab 1917 Kaiserschützen)

Eine tief greifende Veränderung im gesamten Verteidigungswesen Österreichs ergab sich 1867 durch die Umwandlung des Kaiserreichs Österreich in die Österreichisch-Ungarische Monarchie und damit der Schaffung eines Doppelstaates mit zwei gleichberechtigten Reichshälften, die nunmehr eine eigene nationale Armee zusätzlich aufstellen konnten.

Für die Verteidigung bedeutete dies, dass es nunmehr einerseits gemeinsame Streitkräfte - die k. u. k Armee (zu dieser gehörten die vier Tiroler Kaiserjägerregimenter) und die k.u.k. Kriegsmarine - zusammengefasst im k. u. k. Landesverteidigungsministerium, gab, wobei k.u.k. hier für kaiserlich-österreichisch und königlich-ungarisch steht.

Zudem hatten Österreich und Ungarn noch jeweils eigene zusätzliche Landstreitkräfte: Die neue Armee der österreichischen Reichshälfte führte die Bezeichnung k.k. Landwehr ( das k.k. steht hier für kaiserlich österreichisch - königlich böhmisch), in Ungarn wurde die k.u. Honved aufgestellt (k.u. steht für königlich-ungarisch). In den Landwehren wurde die jeweilige Landessprache gesprochen, während bei der k.u.k. Armee als Kommandosprache ausschließlich die deutsche Sprache verwendet wurde.

Das Jahr 1870 war schließlich die Geburtsstunde der Landesschützen-Kaiserschützen als Teil des stehenden Heeres, sie wurden zu zehn Landesschützenbataillonen als Teil der k. k. Landwehr formiert. Es folgten mehrfache Organisationsänderungen, besonders hervorzuheben ist die 1890 erfolgte Änderung der Ergänzung: Ab diesem Zeitpunkt wurden Wehrpflichtige nicht mehr ausschließlich aus Tirol, sondern auch aus Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien und Mähren zu den Landesschützen, die damit ihren reinen Tiroler Charakter verloren haben, eingezogen. Aus diesem Grund führten die Landesschützen (später Kaiserschützen) auch nicht den Beinamen "Tiroler" in der Regimentsbezeichnung (davon ausgenommen war lediglich eine Kavallerie-Einheit in der Stärke von zwei Eskadronen,   welche die Bezeichnung "Reitende Tiroler Landesschützen" führte). Dies war ausschließlich den Kaiserjägern vorbehalten, die aufgrund der auf Tirol und Vorarlberg beschränkten Ergänzung die Bezeichnung k.u.k. Tiroler Kaiserjägerregimenter führten.

Die letzte große Änderung in der Organisation wurde 1906 durchgeführt, als die Landesschützen (später Kaiserschützen) gemeinsam mit dem Landwehrinfanterieregiment Nr. 4 Klagenfurt zur ersten Gebirgstruppe Österreichs umgewandelt wurden und 1909 zu drei Gebirgsregimentern mit der Bezeichnung k.k. Landesschützenregiment Trient Nr. 1, Bozen Nr. 11 und Innichen Nr. 3 formiert wurden.

Zu diesen vier Gebirgsregimentern der k.k. Landwehr kam im Jahr 1911 noch das Landwehrinfanterieregiment Nr. 27 Laibach hinzu, das ebenfalls als Gebirgstruppe formiert wurde. Die Landwehrinfanterieregimenter wurden 1917 in k. k. Gebirgsschützenregiment Nr. 1 bzw. Nr. 2 umbenannt.

Alle Gebirgstruppen erhielten dementsprechende Feld-(Gebirgs-)Uniformen, wo bei das herausragendste Merkmal neben dem Spielhahnstoß auf der Kappe das gestickte Edelweiß mit Stengel auf den Kragenspiegeln (übrigens bis heute Kennzeichen der österreichischen und der deutschen Gebirgstruppe) war. Im Gegensatz dazu hatten die Kaiserjäger ein stengelloses Edelweiß auf der Kappe. Da alle fünf Gebirgsregimenter völlig gleich adjustiert waren, war die Unterscheidung auf den ersten Blick nicht ganz einfach, die Zuordnung ergab sich nur aus der auf den silbernen Uniformknöpfen eingeprägten Regimentsnummer.

Eine Besonderheit war auch, daß für Unteroffiziere und Mannschaften die Felduniform gleichzeitig auch Ausgangsuniform war. Lediglich die Offiziere trugen den zweireihigen lichtblauen Waffenrock der Landwehr mit dem Spielhahnstoß auf der Kappe bzw. als Paradeadjustierung den Hut mit Federbusch und die Hose mit Lamepassen wie die Jägertruppe.

Auch hatten die Offiziere Schulterklappen, sowohl auf der Feldbluse wie am Waffenrock, darauf gestickt waren die Initialen des Kaisers.

Abschließend sei erwähnt, dass mit Vorstehendem dem Leser lediglich die Unterscheidung zwischen Kaiserjägern und Kaiserschützen deutlich gemacht werden soll, keinesfalls ist an eine gegenseitige Wertung der beiden Truppenkörper gedacht.

Beide haben zuletzt im Ersten Weltkrieg Überragendes bei der Verteidigung ihrer Heimat geleistet, die hohe Anzahl an Gefallenen -  etwa 20.000 bei den vier Tiroler Kaiserjägerregimentern und etwa 15.000 bei den drei Kaiserschützenregimentern - beweist dies.

von Mjr Christian Haager, Obmann des Tiroler Kaiserjägerbundes